Pflanzen und Früchte
Was wäre unsere Welt ohne Pflanzen? Bereits auf der ersten Seite der Bibel ist von ihnen die Rede, wenn es in der Schöpfungsgeschichte heisst: «Und Gott sprach: Die Erde lasse Gras und Kraut hervorspriessen, das Samen hervorbringt, Fruchtbäume, die auf der Erde Früchte tragen nach ihrer Art, in denen ihr Same ist. (...) Und Gott sah, dass es gut war» 1. Mose 1, 11–12. «Gut» sind sie wirklich, wachsen und vermehren sich, und haben eine kaum zu ermessende Bedeutung.
Pflanzen, Bäume und Früchte sind in der Bibel Nahrungsmittel für Menschen und Tiere, sie haben Heilwirkung, dienen als Gewürze und verbreiten Wohlgeruch. Oft haben sie auch eine symbolische Bedeutung und fungieren als Vergleichsbild, so zum Beispiel im Hohenlied der Liebe: «Wie eine Lilie unter Dornen so ist meine Freundin» oder «Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes so ist mein Geliebter (...); in seinem Schatten zu sitzen gelüstet’s mich, und seine Frucht ist meinem Gaumen süss.» Auch in den Gleichnissen von Jesus ist die Pflanzenwelt mehrfach vertreten, erinnert sei zum Beispiel an die Lilien auf dem Felde, deren kreatürliche Schönheit nicht einmal König Salomo in all seiner Pracht erreichen kann (Mt 6,28), an das Gleichnis vom Unkraut (Mt 13) oder das Gleichnis vom Senfkorn (Mt 13,31) oder auch an das Wort vom Weinstock und von den Reben (Joh 15).

rosen (zip)

Vor diesem Hintergrund passt es wunderbar, dass unsere Kirche mit dekorativen und auch symbolischen Pflanzen- und Fruchtdarstellungen ausgeschmückt ist. Im Jahr 1903 verzierte der Maler Rudolf Grundlehner (1852–1946) nach Art des Jugendstils das Kirchenschiff und den Chor mit Rosen, Seerosen, Hundsrosen, Weinreben, Schwarzdorn, Flieder, Ähren, Klematis, Tulpen, Graslilien, aber auch mit Birnen, Äpfeln, Trauen, Kirschen, Zwetschgen und Pfläumchen. Aber auch am Kanzelkorb gibt es eine goldene stilisierte Blume und den grossen Leuchter zieren Olivenzweige. Der Olivenzweig ist ja nebst dem Regenbogen und der Taube das wichtigste Friedenssymbol (vgl. 1. Mose 8,11). Durch ihr ornamentales Pflanzenkleid wird unsere Kirche ein wenig zu einem Sinnbild für Gottes Paradiesgarten, in dem man sich wohl fühlen und neue Kraft tanken kann. Die heutige Forschung entdeckt immer mehr erstaunliche Fähigkeiten der Pflanzen. So las ich kürzlich etwa, dass die australische Forscherin Monica Gagliano herausgefunden hat, dass Erbsen Wasser hören können. Ihre Wurzeln wachsen auf das Geräusch von Wasser zu, auch wenn da keine feuchte Erde ist! Wen erstaunt es da noch, wenn gemäss Psalm 148,9 auch Pflanzen ins grosse Gotteslob einstimmen. – Übrigens gibt es im Andreaspark in Gossau einen Bibelgarten, wo viele der in der Bibel erwähnten Pflanzen zu bestaunen sind. Alle Pflanzen sind beschriftet und ihr Bezug zur Bibel wird erklärt.
Irina Bossart

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