Kirchengebäude
Unsere Kirche steht an einem Ort, wo sie von weit her zu sehen ist. Ihre Sichtbarkeit ist natürlich auch durch die Grösse und den markanten, über 20 Meter hohen Turm bedingt. Kirchengebäude, besonders wenn sie in den Himmel ragen, sind wie Markierungspunkte in der baulichen Landschaft; sie prägen ein Ortsbild und sie zeigen – zumindest auf dem Land – über weite Distanzen das nächste Dorf an.


kirchengebèude (zip)

Nach reformiertem Verständnis sind Kirchen keine heiligen Räume, keine Sakralbauten. Das Kirchengebäude wird erst durch die darin versammelte Gemeinde, durch den im Moment stattfindenden Gottesdienst zum Gotteshaus. Die Kirche bietet bloss den Rahmen für das Sakrale – das entsteht durch das Feiern der Gemeinde; zum einen, weil im Gottesdienst Gottes Wort verkündet wird, zum andern, weil nach altchristlichem Verständnis die Gemeinde, die das Wort hört und aufnimmt, als Tempel Gottes gilt: «Wisst ihr nicht, dass ihr Tempe Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt?» (1. Kor 3,16).

Reformierte Kirchen sind in der Regel nüchtern ausgestattet. Ein Grund dafür war, Konzentration auf das Geschehen zu ermöglichen. Die Reformatoren kritisierten aber auch den übermässigen Aufwand beim (bisherigen) Kirchenbau, so z.B. der Genfer Reformator Johannes Calvin: Bei der Ausgestaltung der Kirchengebäude werde nicht Mass gehalten und die Mittel, die eigentlich den Armen zugute kommen müssten, würden für die Ausstattung der Kirchen verwendet. Dennoch meint der renommierte Bündner Architekt Gion A. Caminada: «Eine Kirche muss mehr sein als ein funktionaler Raum.» Beim Betreten müsse man das Gefühl haben, in einen ganz besonderen Raum zu kommen. In einem Raum, der die Erfahrung von etwas Höherem, Transzendentem, Weitendem möglich macht. Caminada findet es auch wichtig, dass ein Kirchenraum ganz unterschiedliche Stimmungen auffangen kann. Bei der Taufe ist der Mensch in einer anderen Stimmung als bei einer Hochzeit oder einer Abdankung. Der Kirchenraum muss alle diese Emotionen tragen können.

Von aussen betrachtet, stehen die Kirchen nicht einfach für sich da; sie stehen für etwas (ein). Sie stiften und zeugen von einer religiösen und kulturellen Identität; sie bieten Orientierung im geographischen Raum, aber im übertragenen Sinn auch im gesellschaftlichen Raum, weil sie an den christlichen Glauben mit seinen Werten erinnern. Kirchen sind zudem eine Art «Schwellenorte», weil sie über sich hinaus in den Himmel weisen. Kirchen sollen aber auch Gasthäuser sein: für einen Moment der Ruhe; für erbauliche Konzerte, für kulturinteressierte Touristen, für Einzelne oder Gruppen, die sich darin aufhalten.

Unsere Kirche erfüllt sehr viele von diesen Dimensionen. Sie ist eine ausgesprochen freundliche, lichtvolle, nicht überladene, aber einladende Kirche, darum ist sie auch bei Heiratswilligen so beliebt. Gebaut hat sie der Teufner Baumeister Jakob Grubenmann im Jahr 1749 unter Mithilfe seines Bruders Hans Ulrich mit Material aus gemeindeeigenen Wäldern und Steinbrüchen. Beim Turm hat Grubenmann wahrscheinlich zum ersten Mal einen Spitzhelm gebaut, bis dahin hatte er als Turmkrönung die Kuppel bevorzugt. Der Grundriss unserer Kirche lehnt an die Gotik an, das Innere atmet barocke Weite. Ich finde, in ihr lassen sich heilige und heilsame Momente erleben.
Irina Bossart

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