Bibel von 1736
Zu den Preziosen unserer Kirchgemeinde gehört die alte Bibel aus dem Jahr 1736. Für mich ist sie gleichsam das Herzstück unserer Kirche.

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Vormals hatte die Bibel dem Steiner Jacob Trüb gehört. Wer Jacob Trüb war, konnte ich nicht eruieren. Doch wie die Bibel in den Besitz unserer Kirchgemeinde gekommen ist, schon: Im Jahr 1987 schenkte August Früh-Schläpfer (geb. 1902) unserer Kirchgemeinde diese Kostbarkeit. Im Begleitbrief notierte er ihre verschiedenen Stationen. «Sie hat einen langen Weg hinter sich: Von Stein nach Reute AR, von dort im 1840 nach Wald AR, dann nach Herisau, 1971–1981 war sie in Brunnadern, und seither bei mir in Goldach. Nun habe ich das grosse 'Buch der Bücher’ am 13. August nach Stein gebracht, damit es dort nicht seine Ruhe ist, sondern seinem letzten, festen Platz finde, zur Freude von Herrn Pfarrer Steiner und all den ihm nachfahrenden Pfarrherrn im Pfarrhause! Ich bin der Überzeugung, dass ich richtig gehandelt habe: der Kirchgemeinde meiner lieben Bürgergemeinde Stein A.R.»

Bei der alten Bibel handelt es sich um eine Lutherbibel, d.h. sie basiert auf der Übersetzung von Martin Luther. Herausgegeben wurde sie im Cotta-Verlag in Tübingen, versehen mit einem Vorwort des landesherrlichen Konsistoriums, das war die staatliche Behörde für kirchliche Angelegenheiten im damaligen Herzogtum Württemberg.

Die in Leder gefasste Bibel ist mit Metallbeschlägen verziert und sie enthält einzelne Abbildungen, so etwa die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, dargestellt mit ihren Symbolen Engel, Löwe, Stier und Adler.

Auf der Innenseite des Buchdeckels notierte Jakob Trüb im Jahr 1788 eine Art Widmung und Ermahnung an sich selbst, angelehnt an Worte des Apostel Paulus, die jener an seinen Schüler und Mitarbeiter Timotheus gerichtet hatte (vgl. 2. Tim 3,14–15; 1. Tim 4,7–8).



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Diese Bibel
Gehört mit Hr. Jacob Trüb Zum Stein Anno 1788

Möge stets wehrender Denckspruch seyn, sein
was Paulus zu seinem Lehr Jünger, dem Timotho
gesagt: Nemlich weil du von Kindtwesen auf
die Heilige Schrift weist, kann dich dieselbe weise machen
zur Seligkeit durch den Glauben an Christum Jesum [2. Tim 3,14–15]
und übe dich selbst in der Gottseligkeit, denn
die Gottseligkeit ist zu allen Dingen Nütz, und also [1. Tim 4,6]
wie er zunimmt an Jahren also lasse der Herr
unser Gott ihn auch zunehmen an Weisheit,
Tugend und Frömmigkeit, bey Gott und Menschen [Lk 2,52]
und durch dass Lesen H. Schrift an Glauben, Liebe und
Hoffnung ihn immer völliger* werden, bis er einstens [1 Kor 13,13]
seinen Herrn und Gott, selbsten von Angesicht zu Angesichts [1 Kor 13,12]
sehen wird, im Land der seligen Vollkommenheit in dem Himmel.

Hr. Jacob Trüb gebohren worden Anno 1743 (?)

* i.S. von vollkommener
Vgl. 1. Timoth. 4,6; Lk 2,52; 1. Kor 13,12


Mit Paulus vertraut Trüb darauf, dass die heilige Schrift die Kraft hat, ihm die Weisheit zu vermitteln, die zur Erlösung (andere Übersetzung: Wohlergehen, Glück, Rettung) führt. Und mit Paulus’ Worten fordert Trüb sich auf, sich in «Gottseligkeit» zu üben, das heisst in Frömmigkeit und Ehrfurcht. Trüb wünscht sich, durch das Lesen der Bibel immer vollkommener zu werden bezüglich Liebe, Glaube und Hoffnung, und auch zuzunehmen an Weisheit, Tugend und Frömmigkeit, bis zu dem Moment, da er Gott vollkommen erkennen werde «im Land der seligen Vollkommenheit» im Himmel (vgl. 1. Kor 13,12–13). 

Von Irina Bossart

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